Fr
06
Jun
2014
Kuranda - die erste Enttäuschung, die erste (Lebens-) Krise und eine wundervolle Begegnung, die alles veränderte
Kuranda ist ein kleines schönes Dorf in den Bergen oberhalb von Cairns. Der Weg von Cairns hierher dauert ca 30 Autominuten und führt zum Teil über abenteuerliche Serpentinen.
Oben angekommen, befindet man sich plötzlich mitten im wunderschönen Regenwald, überall zwitschert es und man hört die merkwürdigsten Geräusche von Vögeln, die man vorher noch nie gehört
hat.
Die Bewohner von Kuranda sind zum größten Teil alteingesessenen junggeblieben Hippies. Daher ist Kuranda u.a auch sehr beliebt für seinen schönen bunten Hippie-Markt. Überall duftet es nach Räucherstäbchen und man findet viel selbstgemachtes wie Schmuck und Kunst, bunte Kleider und leckere Snacks.
Um den Hippie-Markt herum gibt es auch noch die "normalen" Verkaufsstände und Shops, wo man u.a. auch jede Menge Australien-Souvenirs "Made in China" kaufen kann - und kurioser Weise ist dieser
voll von asiatischen Touristen. :-)
Rundum ein Ort, der etwas ganz magisches hat weil man sich gleich von Anfang an richtig wohl fühlt und das Gefühl bekommt, dass die Uhren hier wirklich langsamer ticken.
In Kuranda bin ich auch das erste mal auf Aborigines gestoßen und musste dann schon erstmal grinsen, als ich in den öffentlichen Toiletten diese Schilder hingen sah.
Die richtige Anweisung zum pinkeln halt. ;-)
Der Campingplatz, den ich mir ausgesucht habe, war perfekt zum Abschalten und zum Runterkommen von meiner bisherigen langen Reise. Man glaubt es nicht, aber wenn man noch nie länger als 2 oder 3 Wochen durch weg gereist ist und quasi fast jeden Tag an einem neuen tollen Ort ist, neue Eindrücke und atemberaubende Erlebnisse hat und zudem auch viele ganz tolle und inspirierende Menschen kennenlernt, von denen man sich leider nach kurzer Zeit wieder verabschieden muss, kann das nach einer Zeit ganz schön anstrengend sein. Ich hatte auch immer so einen durchgeplanten Tagesplan, dass ich nicht mal die Zeit finden konnte, um mal abzuschalten und um auch alles verarbeiten zu können. Irgendwie typisch Deutsch... Aber vielleicht wollte ich dass da auch noch gar nicht...
Der Campingplatz in Kuranda hat mich richtig positiv überrascht, er war mega schön, total grün und weil gerade auch keine Saison mehr war, war er auch echt total ruhig. Genau das, was ich gerade brauchte.
Hier wollte ich nun auf meine Freundin aus Berlin warten, die am nächsten Tag schon an reisen wollte.
Am nächsten Tag war es nun endlich soweit, meine Freundin landete gegen Mittag in Cairns. Der Termin für unser Treffen stand ja schon lange fest und es passiert ja auch nicht allzu oft, dass man Besuch am anderen Ende der Welt bekommt. Um so größer war auch meine Vorfreude.
Gegen Mittag landete ihr Flieger in Cairns und das Taxi brachte sie zum Hotel, welches zirka in der Mitte zwischen Cairns und Port Douglas lag. Im Hotel angekommen, wollte sie sich gleich melden um mit mir auszumachen, wann und wo wir uns treffen. Mein Auto hatte ich gleich morgens schon gepackt und ich stand in den Startlöchern, wenn auch komischer Weise mit einem merkwürdigem Gefühl im Bauch, aber die Vorfreude überwog noch, ich meine was sollte denn eigentlich jetzt auch noch schief gehen - dachte ich.
Auf Facebook konnte ich dann schon mitverfolgen, dass sie im Hotel angekommen ist und fleißig Bilder vom Hotel und der Außenanlage postete.
Nur warum antwortete sie plötzlich nicht mehr auf meine Nachrichten...? Nach vielen Anrufversuchen und weiteren unbeantworteten Nachrichten später, war dann schnell schon die Ernüchterung und Enttäuschung bei mir da.
Mittlerweile war es nun schon kurz nach 17 Uhr und sie wusste ja, dass ich ca. 45 min Fahrtweg zu ihr habe und nach 18 Uhr wo es dunkel ist, auch nicht mehr fahren kann.
Als dann langsam die Sonne unterging und es definitiv zu spät war, um noch loszufahren, ging sie dann plötzlich doch noch ans Telefon.
Sie entschuldigte sich und erzählte mir, dass ihre Koffer wohl noch nicht da seien und sie ihr Handy leider im Hotelzimmer "vergessen" hat, sehr unglücklich alles... Sie will mir aber auf jeden Fall gleich am nächsten Tag Bescheid geben, wann wir uns treffen können... Ah ja.
Am nächsten Tag kam von ihr natürlich nichts mehr.
Nach 3 weiteren Tagen Warten und unbeantworteten Mails, ist sie am Ende dann doch zurück geflogen ohne überhaupt irgendeine Nachricht bei mir zu hinterlassen. Selbst bis heute weiß ich nicht, was die ganze Aktion eigentlich sollte.
Natürlich war ich mega enttäuscht und habe auch meine Konsequenz daraus gezogen.
Sie hat jetzt eine Freundin weniger und das ist auch gut so!
Das Gute war, dass ich eh vor hatte in Cairns oder in der nähe noch etwas länger zu bleiben, um mir einen Job oder auch gern erstmal einen kleinen Job für 3-4 Stunden ohne Geld, aber dafür mit freier Unterkunft und Essen (auch Wwoofing genannt) zu organisieren.
Ich wollte so gern endlich mal das Echte australische Leben kennen lernen. Ich wollte wissen wie die Australier wohnen und leben, wie ihr Alltag aussieht, was für Dinge sie beschäftigt und vieles mehr. Als ich die Ostküste von Sydney nach Cairns hoch gereist bin, habe ich zwar sehr viele tolle und nette Leute kennengelernt, der Großteil waren aber selber nur Touristen und Backpacker aus Europa oder Amerika. :-)
Um schnell einen passenden Job zu finden, hatte ich vorab schon mal im Internet nach möglichen Jobangeboten recherchiert. Dass die Jobsuche nicht ganz so einfach ist, war mir zwar vorher schon bewusst, dass es aber so schwierig werden würde, hätte ich dann doch nicht gedacht. Oft muss man mehrere E-Mails und Lebensläufe an verschiedene Anbieter versenden, denn man bekommt nur in den wenigsten Fällen eine Antwort. Schon gar nicht, wenn man der 300ste Besucher ist, der das erst 2 Tage alte Jobangebot liest... Jemand hatte mir mal gesagt, dass gerade zu der Zeit über 3 Millionen Backpacker in Australien waren und quasi jeder zweite auf Jobsuche ist. Das meiste geht hier dann doch über Beziehungen und Empfehlungen. Super Aussichten für mich und meine Motivation schwand nun immer mehr.
Als die vielen Versuche einen Job oder Wwoofingplatz zu finden dann alle scheiterten, wurde ich so echt hoffnungslos. Ich fühlte mich plötzlich wieder so leer, antriebslos und schwach, wie ich mich immer nach der Arbeit auf dem Weg nach Hause gefühlt hatte. Und mir wurde bewusst, dass ich damals wirklich kurz vorm Burnout stand. In diesem Moment als mir das alles klar wurde, gab es plötzlich wirklich nichts schlimmeres für mich, als jetzt wieder nach Berlin zurück gehen zu müssen, ohne irgendwas erreicht oder verbessert zu haben. Ich hatte immer noch keine Antworten auf meine Fragen wie zB. wer bin ich eigentlich, was will ich, was macht mich glücklich und wie schaffe ich es verdammt nochmal ein wirklich glückliches und erfülltes Leben zu führen??? Und wie konnte es überhaupt soweit kommen? Ich hatte doch meinen Job immer sehr gemocht und meine Kollegen waren auch super klasse! Ich war glücklich mit meinem Job aber war das alles? Gut, ich hatte vielleicht keine Hobbys mehr, weil ich mir selbst keine Zeit mehr dafür genommen habe, aber wozu braucht man denn auch einen Ausgleich, wenn man das was man tut, doch schon so gerne tut?!
Ich war in ein richtig großes Tief gefallen und habe mich plötzlich so unendlich leer und schlecht gefühlt, wie schon lange nicht mehr.
Nach 3 vollen Tagen Dauercampen und kein-Bock-mehr-zu-irgendwas-Phase, beschloss ich mich doch nochmal wieder unter Leute zu begeben, vielleicht muntert mich das ja auf. Ich wollte mir Kuranda nun mal etwas näher anzuschauen. Am ersten Tag gleich nach meiner Ankunft, wollte ich mir ja schon einmal das kleine Städtchen anschauen, war dann aber allerdings doch sehr überrascht, als um 16 Uhr schon alles geschlossen war und die Stadt eher einer Geisterstadt ähnelte. Deshalb versuchte ich es jetzt mal in der Mittagszeit und hatte Glück, die Stadt war kaum wieder zuerkennen. Überall schöne bunte und kleine süße Geschäfte und überall roch es nach Räucherstäbchen, Kuchen und frischem Kaffee.
Den kleinen schönen bunten Hippie-Markt fand ich besonders schön. Dort hatte ich mir auch gleich zwei Kleider gekauft - man könnte es auch Frust-Shopping bezeichnen.
Die ältere Verkauferin in dem kleinen Verkaufsstand war super nett und als ich sie dann neugierig fragte, weshalb die Läden hier schon so früh schließen, erzählte sie mir dass die Geschäfte hier grundsätzlich schon alle zwischen 15:00 - 15:30 Uhr schließen, damit die Menschen mehr Zeit für sich, für ihre Familie und zum entspannen haben. Sehr beeindruckt von unserem Gespräch zog ich weiter und wanderte ziellos durch die anliegenden Einkaufsstraßen. In meinem Kopf geisterte die ganze Zeit noch die "und wie soll's jetzt weiter gehen" Frage " auf die ich aber immer noch einfach keine Antwort hatte.
Zirka 3 h fand ich mich mit einem Kaffee in der Hand auf einer kleinen Treppe in einer kleinen Einkaufsgasse wieder und wurde plötzlich wieder von meinem Tief überrollt. Als ich schon den Tränen nahe war, kam wie aus heiterem Himmel die nette Verkäuferin von dem Hippie_Markt um die Ecke und setzte sich ohne groß zu fragen mit ihrem Hund zu mir. Sie fragte mich, ob ich wieder zum Campingplatz zurück gehe und ich nickte (eine andere Möglichkeit gab es ja auch im Moment für mich nicht). Darauf sagte sie mir, dass ich auch sehr gern kostenlos bei ihr im Garten schlafen kann, wenn ich Lust habe, um mal zu erleben, wie die echten Australier so wohnen.
Da war ich doch tatsächlich sprachlos und zugleich total überwältigt vor Freude.
Ohne groß zu überlegen sagte ich ihr zu. Dann malte sie auf einem kleinen Blatt Papier die Wegbeschreibung zu ihrem Haus auf, ich checkte gleich am nächsten morgen auf dem Campingplatz aus und fuhr auf direktem Weg zu ihr.
Die Tage bei ihr veränderten wirklich alles. Wie es dann weiterging, erfahrt ihr in meinem nächsten Blog. :-) Diesmal lasse ich euc aber nicht so lange warten! Versprochen!